Eindrücke wärend des Weltkrieges 1914

Diese Aufzeichnungen bei Beginn des 1. Weltkrieges aus Steindorfer Sicht stammen aus der Feder des damaligen Lehrers Wilhelm Hofmann, der an der Volksschule Steindorf ab Kriegsbeginn die Steindorfer Kinder alleine unterrichtete. Sein Kollege Heinrich Becker wurde, wie auch aus dem Text hervorgeht, zur Reichswehr eingezogen. Der Text wurde buchstabengetreu aus der damals gebräuchlichen deuschen Schrift in unsere aktuelle Schreibweise übertragen. Einzelne vermeintliche Rechtschreibfehler beruhen daher nur auf der damals richtigen Rechtschreiblehre. Beim Lesen der Texte sollte der Leser die damaligen politischen und gesellschaftlichen Anschauungen berücksichtigen, und die zum Teil der Kriegsrethorik und Kriegspropaganda geschuldete Fehlinformation der Bevökerung berücksichtigen.

(Erläuterung des HGV-Steindorf zum nachfolgenden Text)


Buch und Textausschnitt der Originalvorlage von Wilhelm Hofmann aus dem 1. Weltkrieg

Eindrücke während des Weltkrieges 1914

Schon jahrelang war es auch auf dem Lande der Bevölkerung bekannt, daß eine gewaltige Übermacht über Deutschland und Österreich herfallen wolle, um diese Staaten zu vernichten.

Auf die Mithülfe Italiens des Verbündeten genannter Reiche rechnete auch der gemeine Mann nicht, man traute dem treulosen Volke nicht. Aber Japan so meinte man würde die Gelegenheit wahrnehmen Rußland in den Rücken zu fallen und uns den bevorstehenden Kampf erleichtern.
Auch die Vereinigten Staaten Nordamerikas würden die Engländer in Kanada angreifen, Indien und Ägypten sich gegen ihre Bedrücker erheben.
Die Spannung wuchs von Jahr zu Jahr. Aber immer hoffte man das drohende Kriegswetter könnte sich verziehen. Deutschlands gewaltige Kriegsmacht sei die beste Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens. Unser friedliebender Kaiser werde uns den Frieden schon erhalten.
In dieser Hoffnung ging alles seinen geordneten und fortschreitenden Gang. Neue Unternehmungen wurden begonnen.
In unserem Orte hatte sich der Wohlstand durch überreiche Arbeitsgelegenheit bei dem Fleiße der Bevölkerung bedeutend gehoben.
Leider waren aber auch Luxus und Vergnügungslust, besonders bei der Jugend, veranlaßt durch den reichlichen Verdienst, auf eine die einsichtigen Leute beängstigende Höhe gestiegen. Es muß gesagt werden: manchem Arbeiter waren die hohen Löhne noch zu gering, und einige derselben in unserem Orte verstiegen sich zu der unbesonnen Äußerung : es muß Krieg geben, dann wird es besser.
So stand es, als Ende Juni 1914 die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gemahlin durch rücksichtslose Serbenhände bekannt wurde.
Als nun Österreich von Serbien Genugtuung und Bestrafung der Urheber des Mordes verlangte, Serbien dies im Vertrauen auf die versprochene russische Hülfe verweigerte, Österreich an Serbien den Krieg erklärte, da fragte man sich auch bei uns: das ist das Wetterleuchten eines heranziehenden Gewitters,vielleicht gehts aber an uns vorüber.
Unserem Kaiser wird es schon wie schon oft, gelingen uns den Frieden zu erhalten. Noch hofften wir, es müsste so kommen. Wie manchesmal hat unser Kaiser schon die drohenden Kriegswolken beschworen. Aber Ende Juli stellte Russland sein kriegsbereites Heer auch an der deutschen Grenze auf.
Da sah sich unser Kaiser gezwungen am 31. Juli den Kriegszustand in Deutschland zu erklären.
Sonntag den 1. August erfolgte die Mobilmachung Deutschlands und dessen Kriegserklärung an Russland. Da geht durch unseren Ort ein großes Erschrecken. Krieg! Krieg!
Nach einem 43 jährigen Frieden sind wir des Krieges nicht mehr gewöhnt. Ich habe die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 erlebt.
Obgleich nicht ängstlicher Natur überliefen mich unwillkürlich die Schauern bei dem Gedanken an die schrecklichen Opfer des bevorstehenden Kampfes.
Die Tränen standen beherzten Männern in den Augen, und Ausdrücke des Zornes und der tiefsten Verachtung konnte man hören gegen den Russenkaiser, der unseren Kaiser zu täuschen suchte.
Unser Erschrecken wegen des Krieges ist jedoch kein verzagtes, mutloses; die Entschlossenheit zu kämpfen leuchtet aus jedem Männerauge. Ich habe bei keinem, die die Brust der Feindeswaffen entgegen stellen mußten feiges Verzagen wahrgenommen.
Auch solche, welche noch nicht mit den Waffen ausgebildet waren meldeten sich freiwillig. Eine gewaltige Kampfbegeisterung erfüllte die Männer und Jünglinge, als auch die Kriegserklärung an den alten Erbfeind Frankreich erfolgte.
Je mehr Feinde sich gegen uns wanden, desto entschlossener ist jeder, alles für Kaiser und Reich hinzugeben. Belgien, Serbien, Montenegro, England, Japan wenden sich gegen uns. Da habe ich den Ausspruch gehört: jetzt geht’s für uns um Kopf und Kragen, aber wir werden schon dafür sorgen, daß wir beides behalten.
Nun rücken die deutschen Reserven bei ihren Regimentern ein. Die sich in Wetzlar stellenden Mannschaften aus den benachbarten Orten gingen mit Gesang durch unser Dorf. Die Wacht am Rhein singen sie jubelnd und ernst. Man hört nicht wie sonst wohl irgend ein leichtfertiges Soldatenlied.
Der Ernst der Zeit verscheucht alles Ungehörige. Ergreifend ist es, wie die Ausziehenden die Strophe singen: Zum Herren erhebt die Herzen, zum Herren erhebt die Hand, Gott schütze unser teueres, geliebtes Vaterland.
Da sieht man, daß unser Volk trotz allem noch festhält an seinem Gott, der unsere Zuversicht und Stärke ist. Sie schwenken die Hüte gegen mich, die meisten der Auswärtigen kennen mich und ich sie.
In Wetzlar sammelt sich das 2. Bataillon des Reserveregiments Nr. 81.
Aus Steindorf wurden Karl Hartmann, Spieß, Friedrich Dietz, von Mohr, Bachmann bei der 9. Kompanie eingestellt. während Kollege Heinrich Becker als Unteroffizier der 10. Kompanie zugeteilt wird. Letzterer hatte kurz vor Ausbruch des Krieges eine 8 wöchige militärische Übung gemacht.


Die Schüler der Steindorfer Volksschule mit den Lehrern Wilhelm Hofmann(rechts) und Heinrich Becker (links)

Die Eisenbahn, ganz besonders die Brücken und Durchlässe werden militärisch bewacht, um den Aufmarsch des Heeres zu sichern.
Die Steindorfer Eisenbahnbrücke war stark besetzt, die Bewachungsmannschaft in einer dabei aufgestellten Holzbaracke, später bei eintretender rauher Witterung im sogenannten Lachhaus untergebracht. Als die Reserven abrückten, traten Landsturmleute an ihre Stelle. Sie wurden abwechselnd in 2 hiesigen Wirtschaften beköstigt und betrugen sich ernst und der schweren Zeit entsprechend gemessen.
Die sehr verkehrsreiche Landstraße stand seit Beginn des Krieges unter einer äußerst strengen Bewachung. In jedem Ort war eine bewaffnete Absperrungsmannschaft um jedes durchfahrende Gefährt, ganz besonders die Automobile zu untersuchen. In der Nähe der Schule befand sich eine solche Tag und Nacht gehandhabte Wache.
Zur Festnahme eines verdächtigen Fahrzeugs, eines Radfahrers oder eines Fußgängers ist es nicht gekommen. Die Wasserleitung wurde ebenfalls unter Bewachung gestellt, da das Gerücht verbreitet war, unsere Feinde suchten das Wasser durch Typhusbazillen zu vergiften. Diese Ortsbewachungen wurden durch Zivilpersonen ausgeführt.
Vor dem Einrücken der Reserven nahmen alle noch am Orte anwesenden derselben mit ihren Angehörigen in der Kirche das heilige Abendmahl.
Auch diejenigen, welche noch keinen Gestellungsbefehl erhalten oder erst viel später zu erwarten hatten, beteiligten sich an der ernsten Feier. In der Folge hielt Pfarrer Hassel jeden Mittwoch einen Kriegsgottesdienst. Die Beteiligung war anfangs eine sehr rege, ließ aber leider später besonders bei Männern wegen der landwirtschaftlichen Arbeiten viel zu wünschen übrig.
Der Ausmarsch des 2. Bat. Res. Reg. 81 ins Feld aus Wetzlar gestaltete sich feierlich und ernst. Vor dem Dom auf dem Buttermarkt sammelten sich die Kompanien. Tausende von Angehörigen hatten sich zum letzten Abschied auf dem weiten Platze zusammengefunden. Ich drücke den Bekannten, von denen viele meine Schüler waren, zum letzten mal die Hand und sage ihnen, dass ich hoffe, jeder von ihnen würde seine Schuldigkeit tun. Mit großer Befriedigung kann ich wahrnehmen wie Ihnen der Ernst der Lage wohl bewußt ist, aber auch die felsenfeste Entschlossenheit aus den Augen blitzt, alles zu tun was in ihren Kräften steht.Sie haben Wort gehalten, und mancher von Ihnen ist als Held gestorben. Schon die ersten Kämpfe in Belgien und Frankreich forderten Opfer aus unserer Gemeinde. Heinrich von Mohr starb zuerst den Heldentod. Meine früheren Schüler Friedrich Dietz und Wilhelm Weber waren die folgenden die ihr Leben im heißen Ringen ließen.
Friedrich Dietz war seines tapferen Verhaltens halber schon vor seinem Tode fürs Eiserne Kreuz eingeschrieben. Seiner jungen Frau wurde das Ehrenkreuz, das er nicht mehr tragen konnte zugeschickt. Später wurden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet meine Schüler Spieß, Karl Schmidt und Karl Kranz, sodann Bachmann und mein hiesiger Kollege Heinrich Becker.
In diesen Tagen drängte es mich, von meinem jüngsten Sohne Heinrich beim Fliegerkorps auf dem Darmstädter Übungsplatz Abschied zu nehmen. In Begleitung meines Sohnes Karl fuhr ich dorthin und hatte die Freude, ihn noch einmal sehen zu können. Ich konnte zu meiner Beruhigung feststellen, daß auch er unverzagt dem Kampf entgegensah. Als wir uns zum letzten mal die Hände gedrückt, winkte er aus tränenden Augen nach, solange er uns sehen konnte, denn es war vielleicht ein Abschied für immer. Hier in Darmstadt sah ich die ersten gefangenen Franzosen (auch Turkos) im dortigen Gefangenenlager. Vom 4.–20. August ordnete das Generalkomando Kriegsferien an, damit die größeren Schüler wegen Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern nach Kräften mithelfen könnten. Unsere Schüler sind in der Beziehung recht fleißig gewesen. In der Industrie wurden viele Arbeiter mangels Beschäftigung entlassen. Auch mein 26 jähriger Sohn Karl wurde davon betroffen.
Auf meine Veranlassung konnte er bis zu seiner im Oktober erfolgten militärischen Einstellung bei meinen Brüdern in Neukirchen sich in der Landwirtschaft nützlich machen, was er mit großem Fleiße tat.
Die Kriegsferien waren für den Lehrer selbst eine Zeit der größten Beunruhigung. Im Alter von 63 Jahren stehend, hatte ich keine zusagende Beschäftigung, die einem die Herzensunruhe vergessen machen konnte. Man lebt in fortwährender Spannung, was die nächste Stunde bringen wird. Sinds Siegesbotschaften oder Nachrichten von deutschen Verlusten?
Und wenn Siegesnachrichten, wer ist gefallen? Wer ist verwundet?
Erst mit Wiederaufnahme des Schulunterrichts wurden meine aufgeregten Nerven durch die regelmäßige Arbeit wieder einigermaßen beruhigt. Mit Beginn der deutschen Mobilmachung wurde für die Dauer des großen ersten Heeresaufmarsches der Personen und Frachtverkehr auf der Lahnbahn ganz eingestellt, auf den Nebenbahnen bedeutend eingeschränkt.
Tag und Nacht fuhr alle Viertelstunde ein Militärzug durch. Die Züge gingen sehr vorsichtig; es kamen auf genannter Strecke keine Bahnunfälle vor. Alles war bis ins Kleinste vorgesehen und klappte vortrefflich. Auf der Lahnbahn wurden hauptsächlich Artillerie, Kavallerie, Pioniere, weniger Infanterie nach Westen befördert. Die Soldaten waren sehr kampfbegeistert und winkten den in der ersten Zeit in großer Zahl an den Übergängen stehenden mit Mützen, Taschentüchern, Fähnchen zu. Besonders die Schuljugend begrüßte die Landesverteidiger mit nicht endenwollenden Hurras.
Wenn die landschaftlichen Arbeiten unsere Einwohner an der Begrüßung verhinderte, habe ich oft genug alleine an der Bahn gestanden.
Wenn ich dann den Durchfahrenden zum Abschied mit der Hand winkte, erwiderten sie meine Grüße freudig mit Schwenken der Mützen. Die Tränen traten mir jedesmal in die Augen, wenn ich alle diese jungen, kräftigen Leute so fröhlich dem Kampfe entgegenziehen sah und bedachte wie mancher nicht wiederkehren oder als Krüppel die Heimat wiedersehen würde.
Lieb Vaterland kannst ruhig sein!
Schon in den ersten Tagen des Krieges erging an die Zurückbleibenden die Aufforderung, für unsere Verwundeten die nötigen Bettgegenstände zu spenden. In unserer Gemeinde stellte man ganze Betten bereit, die freilich nachher nicht gebraucht wurden.
Die Gebefreudigkeit war groß. Viele gaben von Ihrem Überfluß, arme Leute aber, was sie nicht entbehren konnten. Die Sammlung ergab: 120 Kopfkissenüberzüge, 132 Handtücher, 198 Hemden, 103 Taschentücher, 13 Kolter, 10 Strohsäcke, 83 Bettücher, 96 Bettdeckenüberzüge und einen großen Sack Abfallleinwand zu Fußlappen u. dergleichen. Die gesammelten Sachen mußten für den beabsichtigten Zweck zurechtgemacht werden. Diese Arbeit verrichteten Frauen und Mädchen der Gemeinde im 1. Schulsaale während der Kriegsferien. 13 Nähmaschinen waren 2 Wochen in Tätigkeit. Die zweckdienlich umgeänderten Gegenstände wurden dann gewaschen, getrocknet und später nach Wetzlar ans Lazarett in der Unteroffizierschule abgeliefert. Für die Verwundeten in den Wetzlarer Lazaretten fanden in Steindorf im Jahre 1914 mehrmals Sammlungen statt. Es wurden zusammengebracht: 3 Wagen Kartoffeln, Körbe voll Obst, Gemüse, Obsthonig, Kuchen. Die Geldsammlungen fürs Rote Kreuz ergaben im Jahre 1914…..M , 1915….. M.
Von einzelnen Personen wurden außerdem für denselben Zweck 100 M an die Schnitzlersche Buchhandlung gesandt. Dem Vaterländischen Frauenverein übermittelten die Frauen des Dorfes 100 M.

1914. 1915. 1916. 1917

Dem Vaterlande dienten:

  1. Adam Dietz
  2. Wilh. Martin (Sohn von Konrad VI.)
  3. August Köhler
  4. Peter Kühn III.
  5. Friedrich Schmidt (Sohn von Joh.)
  6. Heinrich Schenk II.
  7. Wilhelm Dietz (Sohn von Wilh. II.) † 20.8.17
  8. Friedrich Martin (Stiefsohn v. P.Wolf III.)
  9. Karl Schmidt verw. (Sohn von Konrad)
  10. Karl Hartmann verw.
  11. Karl Kranz
  12. Wilh. Kranz
  13. Wilh. Müller
  14. Karl Hormel
  15. Friedrich Rühl verw.
  16. Wilh. Rühl
  17. Wilh. Martin (Stiefsohn von P.Wolf III.)
  18. Wilh. Uhl (Sohn von Wilh. I.)
  19. Heinrich Feth verw. (Sohn von Konrad)
  20. Wilh. Henrich verw.
  21. Wilh. Martin (Sohn von Peter V.)
  22. Karl Biehl verw. (Sohn v. Joh. IV.)
  23. Heinrich Becker
  24. Heinrich Feth verw. (Sohn von Heinrich)
  25. Wilhelm Höchst
  26. Karl Wolf
  27. Wilhelm Biehl
  28. Heinrich Dietz
  29. Heinrich Spieß verw.
  30. Wilh. Kühn verw. (Sohn v.Friedrich)
  31. Friedrich Kühn (Sohn von Friedrich)
  32. Friedrich Dietrich (Sohn von Karl)
  33. Wilh. Dietrich † (Sohn von Karl)
  34. Gottfried Dietz † 22. VIII.15 (Sohn v. Wilh. I.)
  35. Friedrich Martin (Sohn von Konrad VI.)
  36. Wilh. Uhl (Sohn von Jakob)
  37. Wilh. Kühn (Sohn von Peter II.)
  38. Joh. Boch IV.
  39. Friedrich Schaub vermißt
  40. Joh. Martin V.
  41. Friedrich Martin (Sohn von Joh. V.)
  42. Wilh. Weimer
  43. Heinrich Weimer † 9. IV.15
  44. Karl Keiner
  45. Friedrich Heiland
  46. Wilh. Kühn (Sohn von Peter I.)
  47. Jakob Pfeifer
  48. Konrad Bachmann verw.
  49. Peter Feth verw. (Sohn von Konrad) vermißt seit 31.7.17
  50. Heinrich Biehl (Sohn von Peter)
  51. Heinrich Scheidt
  52. Friedrich Burkhardt
  53. Wilh. Feth (Sohn von Heinrich)
  54. Konrad Feth verw. (Sohn v. Heinrich)
  55. Heinrich Schneider verw.
  56. August Schneider verw.
  57. Karl Hofmann
  58. Heinrich Hofmann
  59. Heinrich Becker – Lehrer verw. 1.8.16
  60. Friedrich Uhl (Sohn v. Konrad XI.)
  61. Christian Uhl verw.
  62. Heinrich Muskat verw.
  63. Heinrich Velten
  64. Friedrich Dietrich (Sohn von Konrad)
  65. Wilhelm Klein gefangen in Japan
  66. Albert Klein
  67. Theodor Heiland
  68. Wilh. Lotz
  69. Heinrich Lotz
  70. Karl Martin verw. (Sohn v. Konrad VI.)
  71. Jakob Prinz (Sohn von Jakob III.)
  72. Peter Hofmann (Sohn von Jakob)
  73. Wilh. Herbel
  74. Karl Schepp
  75. Friedrich Hartmann verw. †
  76. Wilh. Weber † 20.X.14 (Sohn von Konrad)
  77. Heinrich Weber (Sohn von Konrad)
  78. Friedrich Dietz † 26.IX.14 (Sohn von Jakob)
  79. Heinrich v. Mohr † 8.IX.14
  80. Konrad Herbel † 28.II.15
  81. Friedrich Wagner † 10.XII.14
  82. Wilh. Biehl † 22.II.15 (Sohn v. Wilh.)
  83. Wilh. Watz †
  84. Ernst Seim
  85. Heinrich Kauck
  86. Hugo Seiler
  87. Christian Klepp
  88. Theodor Fröbel verw.
  89. Gustav Locke
  90. David Marquard
  91. Alfred Türk
  92. Heinrich Dietrich II. 1915
  93. Friedrich Uhl (Sohn v. Konrad X.) 1915
  94. Heinrich Boch (Sohn von Jakob) 1915
  95. Heinrich Schmidt (an der Steindorfer Landstraße wohnhaft) 1916
  96. Anton Schneider
  97. Ludwig Schnell
  98. Joseph Sauter
  99. Adolf Michel 1915
  100. Peter Schmidt 1916
  101. Heinrich Schenk (Sohn von Heinrich II.) 1916
  102. Heinrich Söhngen 1916
  103. Friedrich Biehl (Sohn von Joh. IV.) 1916
  104. Ludwig Martin (Sohn von Wilh. I.) 1916 (in franz.Gefangenschaft seit 1916)
  105. Albert Weber 1916
  106. Wilhelm Uhl (Sohn von Konrad IX.) 1914
  107. Heinrich Pfeifer 1916
  108. Heinrich Martin (Sohn von Wilh.) 1917 † 1917
  109. Wilhelm Uhl (Sohn von Wilh. II.) 1916
  110. Friedrich Biehl (Sohn von Wilh.) 1917
  111. Albert Uhl 1917
  112. Wilhelm Schenk verw. 1916
  113. Wilhelm Hofmann 1916
  114. August Keiner 1917

Den Heldentod fürs Vaterland starben:

  1. Wilhelm Watz
  2. Heinrich von Mohr — 8.Sept.1914 an der Marne
  3. Friedrich Dietz — 26.Sept.1914 an der Marne
  4. Wilhelm Weber — 18.Okt. verw., 20.Okt.1914 gestorben im Feld-

lazarett in Nordfrankreich

  1. Friedrich Wagner — 7.Dez. verw.,20.Dez.1914 gestorben in Nordfrankreich
  2. Wilhelm Biehl — 17.Febr. verw., 22.Febr.1915 gestorben in Russisch Polen
  3. Konrad Herbel — 28.Febr.1915 in den Karpathen
  4. Heinrich Weimer — 9.April 1915 in einem Nachtgefecht in Polen
  5. Gottfried Dietz — 22.Aug.1915 bei Brest-Litowks.
  6. Wilhelm Dietrich Res.Inf.Reg.261 Komp.9, — 21.Sept.1915,

20 Jahre alt

  1. Friedrich Dietz (Sohn v.Wilh.II.) Armierungs-Soldat, — 31.Mai 1916 am Forges Wald bei Bethincourt
  2. Wilhelm Dietz Bruder des vorigen, Reg.Inf.Reg .83, — 20.Aug.1917 in den Kämpfen vor Verdun
  3. Heinrich Martin 1917
  4. Heinrich Schneider 1918
  5. Peter Feth 31.7.1917
  6. …. Schmidt 1917
  7. August Keiner 1918

Im Kampf fürs Vaterland wurden verwundet:

  1. Heinrich Spieß
  2. Konrad Bachmann
  3. Wilhelm Kühn
  4. Karl Martin
  5. Karl Schmidt
  6. Friedrich Rühl
  7. August Schneider
  8. Heinrich Schneider
  9. Konrad Feht I.
  10. Wilhelm Feth
  11. Friedrich Hartmann 1915; gestorb. 12.8.16 (Lazarett in Wetzlar)
  12. Karl Biehl
  13. Heinrich Feth
  14. Peter Feth
  15. Christian Uhl
  16. Wilhelm Dietz
  17. Karl Hartmann 1916

Mit dem Eisernen Kreuz wurden ausgezeichnet:

  1. Heinrich Spieß
  2. Konrad Bachmann
  3. Friedrich Dietz
  4. Heinrich Becker, Lehrer
  5. Karl Schmidt
  6. Karl Kranz
  7. Heinrich Weber
  8. Wilhelm Kranz
  9. Albert Klein
  10. Heinrich Hofmann
  11. Wilhelm Kühn
  12. Karl Biehl
  13. Karl Hofmann

Der Weltkrieg übte einen sehr großen Einfluß auf das Leben der Bevölkerung aus. Aus unserem Ort wurden zu Beginn des Krieges über 80 erwerbsfähige Kräfte zu den Fahnen gerufen. Den zurückbleibenden fiel die schwere Aufgabe zu, durch Anspannung aller Kräfte diesen Ausfall einigermaßen auszugleichen. Besonders in der Landwirtschaft empfand man dies am meisten. Viele Frauen und Mädchen, sogar größere Schulkinder, mußten die schweren Männerarbeiten verrichten.
Zum Ersatz der fehlenden landwirtschaftlichen Arbeiter kamen Ende August 1914, 34 Kriegsgefangene Franzosen hierher, von denen ein Teil das letzte Stück des sogenannten Kognakweges ausbaute. Im April 1916 gingen die Wegearbeiter wieder von hier weg. Es blieben bei einzelnen Landwirten noch 14 Gefangene zurück. Die Leute haben sich mit wenigen Ausnahmen recht anstellig und fleißig gezeigt. Unter militärischer Bewachung stehend fanden sie nächtliche Unterkunft sowie zum Teil Beköstigung in einer Baracke bei Wirt Klein, seit April 1916 im Hause des Jakob Höchst.
Die bei den Bauersleuten beschäftigten bekamen bei diesen die Kost. Außer Beköstigung empfing jeder für den Tag 50 Pf. Arbeitslohn. Die Gefangenen wurden durchgehends gut verpflegt und gebührend behandelt. Sie wollten hier arbeiten als im Gefangenenlager sein.
Infolge des Krieges trat eine bedeutende Verteuerung der Lebenshaltung ein. Bei den meisten notwendigen Bedarfsgegenständen entstand eine sehr spürbare Knappheit. Zur Streckung des Brotmehles mußte Kartoffelmehl verwandt werden. 1 Pfund dieser Brotsorte kostete in den Jahren 1914–1916 18 Pf. Weizenmehl ward mehr wie früher ausgemahlen und ergab das Kriegsmehl. Preis 21 Pf.
Preis des Rindfleischs
Preis des Schweinefleisch
Fett
Oel
Kaffee
Reis
Seife

Die Knappheit des Petroleums erreichte während des Krieges einen hohen Grad. Im Winter 1914/15 konnten wir hier nur in dringenden Fällen Beleuchtung am Abend machen. Für den Lehrer bedeutete dies eine schwer empfundene Entbehrung. Lesen und schriftliche Arbeiten mußten bei dem für ihn nur kurze Zeit zu Verfügung stehenden Tageslicht erledigt werden. Als Ersatz für Petroleum diente Spiritus, der aber recht teuer zu stehen kam. Der im Jahre 1913 mögliche Anschluß an die elektrische Leitung kam bedauerlicherweise nicht zustande.
Im Winter 1915/16 wurden Petroleumkarten eingeführt. Für jede Woche konnte eine Familie nur ½ Liter Steinoel erhalten.

Kriegshülfen

Die Familien der Kriegsteilnehmer wurden von Staat und Gemeinde unterstützt. Jede Frau empfängt monatlich 15 M , jedes Kind 7 ½ M.
Die Wöchnerinnen der Krieger erhalten Beihülfe. Im Bedarfsfall wird auch eine Beihülfe zur Wohnungsmiete gegeben. Die kranke Frau des Konrad Bachmann bekam während ihrer Hülfslosigkeit von der Gemeinde eine Pflegerin gestellt.
Die Ernährung der Bevölkerung findet von seiten des Staates fortdauernder Fürsorge. Damit das Brotgetreide eine Vermehrung erhalten soll, wird ein Alkoholverbot erlassen, nachdem nur eine bestimmte Menge Getreide zur Alkoholbereitung verwandt werden darf.
Um den Verbrauch des Alkohols einzuschränken, ließ man die Polizeistunde früher eintreten.
Jungen Leuten unter 17 Jahren verbot das zuständige Generalkommando das Rauchen und Trinken von alkoholhaltigen Getränken in der Öffentlichkeit. Zur Verringerung des Schnapsverbrauchs wurden der Samstag, Sonntag und Montag als sogenannte schnapslose Tage bestimmt.
Die Bevölkerung erhielt von der Behörde vielfach die Mahnung zum sparsamen Brotverbrauch. Danach mußten Brot- und Mehlkarten den täglichen Verbrauch von Brot für die einzelne Person auf ½ Pfund einschränken. Für die schwerarbeitende Bevölkerung wurden Zusätze nachgegeben. Schwer empfunden und Murren und Widerspruch erregte bei der Viehzucht treibenden Bauernschaft das Verbot von Verfüttern des Brotgetreides. Die Behörde ist gezwungen, den jeweiligen Bestand feststellen zu lassen und den nach den Bestimmungen überschießenden Teil abgeben zu lassen, natürlich gegen angemessene Bezahlung. Das abgegebene Getreide der hiesigen Gemeinde fand im unteren Schulsaale Lagerung.
Für die Heeresverwaltung musste von den Landwirten der Hafer, den sie nicht zur Aussaat benötigten gegen Bezahlung abgegeben werden. Auch hier ward unter Androhung harter Strafen das Verfüttern verboten.
Bis dahin ist hierorts dieserhalb noch keine Bestrafung erfolgt. Die Ende 1914 und Anfang 1915 behörtlicherseits angeordneten Bestandsaufnahmen der Kartoffeln machten es nötig, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen, einen Teil der Schweine abzuschlachten. Leider geschah dies auch mit vielen noch nicht schlachtreifen Tieren. Infolge dessen kam es Ende 1915 und im Jahre 1916 zu einem fehlen von Schlachtschweinen und gewaltiger Verteuerung des Schweinfleisches. Diese Not hätte vermieden werden können, wenn wie die allgemeine Annahme ist, überall im ganzen Deutschen Reiche die Angaben wahrheitsgemäß gemacht worden wären. Denn am Schluß des Verbrauchsjahres stellte sich heraus, daß die genannte Abschlachtung nicht in dem erfolgten Maße nötig gewesen wäre. Die Bestandsaufnahme für das Jahre 1916 wird hoffentlich vorsichtiger geschehen und ein besseres Ergebnis zeitigen. Die Festsetzung von Höchstpreisen auf verschiedene notwendige Lebensmittel erwies sich um so dringender geboten, als manche der letzteren eine der Sachlage nicht entsprechende Höhe der Preise erreichten.
Roggenbrot (mit Kartoffelmehl gestreckt) galt 1914–16 18 Pf das Pfund. Kartoffeln 1914–16 – 3,05 M der Ctr.
Für Heereszwecke wurden 1914–16 beschlagnahmt: Blei, Nickel, Messing, Kupfer. Zur Stärkung des Goldvorrats der Reichsbank fand ein Umtausch von Goldmünzen gegen Papiergeld statt. Im Januar 1915 sammelte der Lehrer in hiesiger Gemeinde die angeblich letzten Stücke im Betrag von 800 M. Für den Bedarf des Heeres erfolgten Sammlungen von Blei, Messing, Kupfer und Altgummi. Besonders die kleinsten Schulkinder erwiesen sich bei dieser Tätigkeit recht rührig. Jeder verunglückte Bleisoldat, jedes noch so kleine Abfallstück ward bei dem Lehrer abgeliefert.
Ende 1915 gelangten 5 und 10 Pfennigstücke aus einer besonderen Art zubereitetem Eisen zur Ausgabe, damit das zur Herstellung solcher Stücke benötigte Nickel für den Bedarf des Heeres erspart würde.

Die Schule während des Weltkriegs

Die zweiklassige Schule wurde in den Jahren 1914, 1915 von dem Lehrer der I. Klasse allein verwaltet. Die Schülerzahl betrug Ende 1914 = 114.
Die Schülerzahl betrug Ende 1915 = 115.
Der Lehrer der II. Klasse H. Becker wurde bei Beginn des Krieges sofort eingezogen zum Res.Reg.81. Während der Jahre 1914–1916 kämpfte er als Unteroffizier an der Westfront und erhielt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Der zu Beginn des Krieges 63 Jahre alte Lehrer der I. Klasse mußte sich außer seinen 32 wöchentlichen Dienststunden noch in vielfacher Weise betätigen. Die notwendigen Sammlungen von Goldgeld kosteten manche freie Stunde und viel Belehrung. Durch seine Hand gingen die Sammlungen von Altmetall für Heereszwecke. Das Werben für die Kriegsanleihen war bei dem Mißtrauen der Bevölkerung eine heikle Sache und mußte sehr vorsichtig geschehen. Bei der 2.,3. und 4. Anleihe beteiligten sich die Ortseingesessenen nach Kräften. Die Schulkinder zeichneten zur 4. Anleihe im ganzen 2050 M, bei der hiesigen Spar- und Darlehnskasse 1500 M.
Der Lehrer fertigte gar manches Gesuch der Beteiligten an Behörden und Militärkommandos unentgeltlich an, wofür den Gesuchstellenden von Personen, die sich gegen Bezahlung mit Herstellung solcher Arbeiten befassen, 4–5 M abgenommen wurden.

Siegesfeiern

Große allgemeine Freude erweckte die Verkündigung der ersten deutschen Siege. Wenn Glockengeläute von Turm zu Turm frohlockte in Jubelsturm, eilte jeder hinaus um zu erfahren, was Großes geschehen sei. Freuden und Dankestränen sah man oft in manchem Auge glänzen, aber auch dem Gedanken an die Opfer der Kämpfe wurden Worte verliehen.
Die ersten Siegesnachrichten fielen noch in die Zeit der Kriegsferien.
Nach Wiederaufnahme des Schulunterrichts am 21. August 1914 war Gelegenheit geboten, den Kindern die mit Gottes Hülfe errungenen Großtaten unseres Heeres in Kopf und Herz zu prägen.
In manchen Unterrichtsfächern ließ sich eine Anknüpfung an den gegenwärtigen Krieg herstellen. Je eine Karte vom westlichen und östlichen Kriegsschauplatz gab den Kindern ein klares Bild der jeweiligen Stellungen unserer Heere. Im biblischen Geschichts‑, im Geschichts‑, Deutsch- und Rechenunterricht fand sich vielfach Gelegenheit der gegenwärtigen Verhältnisse zu gedenken.
Alte und neue Kriegs- und Soldatenlieder sind befestigt, bzw. eingeübt worden. Es ist keiner unserer großen Erfolge vorübergegangen, ohne daß im Unterricht seiner nicht gedacht worden wäre. Als die Behörde eigentliche Siegesfeiern mit Ausfall des lehrplanmäßigen Unterricht für den ganzen Tag anordnete, gestalteten sich dieselben ähnlich der Feier des Sedanfestes.

Siegsfeiern fanden statt anläßlich folgender Ereignisse:

29. Aug. 1914. Schlacht an den Masurischen Seen. Hindenburg 90.000 Gefangene
2. Sept. 1914 Sieg bei Reims
10. Okt. 1914 Fall von Antwerpen
11. Febr. 1915 Neuntägige Winterschlacht in Masuren. Hindenburg 100.000 Gefangene
7. April 1915 Osterschlacht in den Beskiden (Karpathen)
3. Juni 1915 Przeysl erstürmt
6. Aug. 1915 Einnahme von Warschau u .Iwangorod
Nowo-Georgiewsk fällt
Fall von Grodno
Fall von Luks
Besetzung von Montenegro
Glänzendes Ergebnis der 4. Kriegsanleihe